Das ist der dritte Teil unsere Reihe von Blog-Artikeln, in denen wir Ihnen einige der größten Missverständnisse näher erläutern werden, die im Zusammenhang mit dem Begriff "Lean" entstanden sind.
Missverständnis #3: Lean benötigt keine Veränderung des Führungsstils
Das größte Problem dieser „Lean-Reise“ besteht für viele Organisationen in der Herausforderung, sich von dem vielerorts vorherrschenden Menschenbild zu verabschieden, den Mitarbeitern müsse genau gesagt werden, was sie zu tun und zu lassen haben.
Diesem Menschenbild entsprechend versuchen viele Manager die Abläufe in ihrer Organisationseinheit über Anweisungen und Rundschreiben zu sichern und kontrollieren deren Einhaltung. Über Belohnung und Bestrafung wird ferner versucht, das Verhalten der Mitarbeiter zu beeinflussen.
Das Menschenbild einer Lean-Organisation hingegen geht von eigenständigen Mitarbeitern aus. Diese Annahme entspricht in erster Linie weniger einer philosophischen Weltanschauung, sondern ist reiner funktionaler Selbstzweck. So wird der Mitarbeiter eigenverantwortlich in die Zielausrichtung der Organisation eingebunden und es wird von ihm erwartet, dass er in seiner Arbeit beständig an der Optimierung des Kundennutzens arbeitet.
Die Vorgehensweise in klassischen Unternehmen führt im Kern häufig dazu, dass sich die Menschen an den Richtlinien orientieren und nicht am Kundennutzen, der für sie im täglichen Leben eine viel weniger bedeutsame Rolle spielt. Schließlich ist der „Kontrolleur“ täglich vor Ort, der Kunde aber weit weg. Das gefährliche an derartig arbeitenden Organisationen besteht darin, dass die oberen Hierarchiestufen glauben, dass die Menschen ohne die Richtlinien nicht richtig arbeiten würden. Und genau diese Annahme ist eine selbstbestätigende Prophezeiung, da keine Richtlinie alle Eventualitäten vorhersehen kann und Menschen unweigerlich beim Einhalten Fehler machen. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: die Menschen folgen trotz besserem Wissen der Richtlinie, da sie Bestrafung fürchten oder die Menschen machen das situativ richtige, arbeiten aber damit bewusst gegen die Richtlinie. Dieses Dilemma ist für alle Menschen in einer Organisation hochemotional und bindet wertvolle Energien. Das hat die Auswirkung, dass die Menschen langsam resignieren und damit die Eigenverantwortung sinkt.
Neben der Herausforderung, der Organisation ein anderes Menschenbild zugrunde zu legen kommt hinzu, dass eigenverantwortliche Mitarbeiter nicht über Vorgaben geführt werden können, sondern nur über ständige gemeinsame Reflexion und das Lernen von hilfreichen Verhaltensweisen. In diesem Sinne geht mit diesem zugrundeliegenden Menschenbild auch die Notwendigkeit an ein angepasstes Führungsverständnis einher.
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